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Besuch einer Jugendgruppe aus Rumänien in Mecklenburg
Sülstorf, den 23.08.2018In der Zeit vom 30. Juli bis zum 8. August war eine Jugendgruppe aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien bei uns in Mecklenburg zu Besuch. Vor 2 Jahren sind wir mit einer Jugendgruppe aus Mecklenburg in Ungarn und in Rumänien unterwegs gewesen und haben uns auch damals mit dieser Gruppe getroffen. Jetzt haben sich aber nur die Jugendliche aus Rumänien für die Begegnung gemeldet, keine aus Deutschland, so war dann die Kirchengemeinde Pampow-Sülstorf der Gastgeber.
Die 12 Jugendlichen und ihr Pastor, Jenő Domokos haben sich aus dem kleinen Dorf Zizin, bei Brașov/Kronstadt auf dem Weg gemacht und haben neue Erfahrungen in der norddeutschen Partnerkirche und darüber hinaus gesammelt, wo sie 10 Tage „Auf den Spuren der Reformation“ unterwegs waren. Das war das Hauptthema, dem sie die ganze Woche gefolgt sind, bei den Tagesausflügen und nochmal ganz intensiv während des dreitägigen Aufenthaltes in Wittenberg.
Unterkunft hat die Gruppe auf dem Pfarrhof in Sülstorf gefunden. Das Pfarrhaus, der Pfarrhof und die neu sanierte Pfarrscheune haben gute Rahmenbedingungen für die Gruppe dargeboten, waren aber auch gut ausgefüllt. Besonders abends gab es intensive und lange Gespräche auf dem Hof und in der Scheune. Viel Schlaf war für die Meisten nicht dabei.
Am ersten Tag ist die Gruppe vom Flughafen Hamburg mit der Bahn nach Sülstorf gefahren. Zur Begrüßung wurde auf dem Pfarrhof gegrillt. Die Jugendlichen haben sich schnell eingerichtet. Am nächsten Tag ging es wieder mit dem Zug nach Schwerin, wo wir eine Stadtführung von Herrn Günther Thom (geschenkt) bekommen haben, natürlich auf den Spuren der Reformation. Nach der Besichtigung des Domes und interessanten Erklärungen waren wir in der Salzstraße, wo die erste lutherische Gemeinde Schwerins in einem Wohnhaus ihre Versammlungen hielt und dann in der Schlosskirche, die mit ihrer Kanzel und ihrer prächtigen Inneneinrichtung auch viel von der Reformationszeit zu erzählen hat.
Gestärkt haben wir uns dann in der Kantine des Landtags, wo wir auch sehr freundlich empfangen wurden. Die Hitze hat uns die ganze Zeit begleitet, deshalb haben wir nach unserer Rückkehr (nach Sülstorf) zur Erfrischung den Badesee in Neu Zachun aufgesucht, was den Jugendlichen mindestens so gut gefiel, wie der Vormittag in der Landeshauptstadt.
Am Mittwoch, der auch ein sehr gelungener Tag war, haben wir mit Fahrrädern einen Tagesausflug in die Lewitz gemacht. Am nächsten Tag fuhren wir nach Sternberg, wo die Jugendlichen sich in der dortigen Kirche das Bild von der Einführung der Reformation an der Sagsdorfer Brücke im Original angeschaut haben, aber auch die Geschichte des ersten Judenpogroms in Mecklenburg kennenlernten. Danach sind wir zu dem Gedenkstein der Reformation und weiter bis nach Groß Görnow gepaddelt, wo uns der Bus abgeholt und nach Groß Raden gefahren hat. Am dortigen Freilichtmuseum haben wir uns auch mit einem Teil der vorchristlichen Geschichte Mecklenburgs vertraut gemacht, was uns dank der kompetenten Führung von Ramona Ramsenthaler, der Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte in Wöbbelin, sehr gut gefiel. Frau Ramsenthaler hat uns den ganzen Tag begleitet und in der Gestaltung des Tages nicht nur gute Tipps gegeben, aber auch viel konkrete Hilfe geleistet.
Diese große Menge an Informationen und Eindrücke sollte zuerst verarbeitet werden, bevor wir nach Wittenberg gefahren sind, um dort eine neue Dimension der Reformationsgeschichte kennenzulernen. Deshalb haben wir am Freitag einen Besuch in den größten Freizeitpark der Region, den Hansapark eingerichtet. Für die meisten war dieser Tag ein besonderer Höhepunkt, da es in Rumänien keine solche Parks gibt. Manche sind auch zu ihren Grenzen gekommen, aber die meisten haben die wildesten Fahrgeschäfte ausprobiert und genossen. Wir sind der Gemeinde Pampow sehr dankbar, die diesen Besuch mit Freikarten unterstützt hat.
Von Samstag bis Montag sind wir in Wittenberg gewesen. Auf der Hinfahrt haben wir in der sengenden Hitze einen Spaziergang im Zentrum Berlins gemacht, vom Hauptbahnhof über das Brandenburger Tor bis zum Bahnhof Friedrichstraße, wo wir den „Tränenpalast“ besichtigt haben. Dieser war zu Zeiten der deutschen Teilung die Abfertigungshalle für die Ausreise von Ost- nach West-Berlin und bildete auch einen Anknüpfungspunkt zum gemeinsamen Teil osteuropäischer Geschichte, was von den Jugendlichen nicht mehr persönlich kennengelernt wurde, wohl aber von ihren Eltern.
Die drei Tage in Wittenberg waren besonders interessant, die Stadt ist auch dank des 500. Reformationsjubiläums zu einer „Perle“ geworden, die sehr viel zu bieten hat. Wir haben eine schwierige Programmauswahl treffen müssen, um die Jugendlichen mit den vielen Informationen nicht zu überfordern, so haben wir den Sonntagsgottesdienst in der Schlosskirche, das Lutherhaus und das neue Panoramabild „Luther 1517“ des Künstlers Yadegar Asisi ausgewählt. Die Jugendherberge, die Teil der ehemaligen kurfürstlichen Residenz Friedrich des Weisen ist, bot einen hervorragenden Ausgangspunkt für unsere Stadttouren.
Die Zeit war begrenzt und verging auch sehr schnell - schon waren wir wieder im Zug auf dem Rückweg nach Sülstorf. Der Dienstag war unser letzter gemeinsamer Tag und auf Wunsch der Gruppe haben wir ihn wieder in Neu Zachun verbracht, wo sich diesmal mehrere auch an die Wasserskianlage getraut haben um wieder eine neue Erfahrung zu machen.
Am Abschiedsabend war es interessant zu hören, welche Programme für die einzelnen Jugendlichen den persönlichen Höhepunkt der Reise dargestellt haben. Viele waren von der Auseinandersetzung mit der Reformationsgeschichte, die auch ein Teil ihrer Geschichte und für lutherische Minderheitskirchen sehr prägend für die eigene Identität ist, besonders angetan, aber auch von den Möglichkeiten, die Deutschland und besonders die unmittelbare Umgebung von Sülstorf heute im Bereich der Freizeitverbringung anzubieten hat. Für mich, der ich erst seit fünf Jahren hier wohne, war es auch eine besondere Erfahrung, zum ersten Mal mit einer Gruppe aus meiner Heimatskirche als Reiseleiter unterwegs zu sein und wieder einmal in die mir naheliegende Rolle des Vermittlers zwischen den Sprachen, Kulturen und Geschichten zu schlüpfen.
Der Besuch wurde finanziell durch das Zentrum Kirchlicher Dienste, die Ökumenische Arbeitsstelle des Kirchenkreises Mecklenburg, die Kirchengemeinde Sülstorf und einzelne Privatpersonen unterstützt. Ich hoffe, dass es nicht bei solchen Einzelbegegnungen bleibt, sondern zu einem aktiven gegenseitigen Austausch zwischen Jugendlichen der zwei Partnerkirchen kommen wird. Ein Anfang wurde hiermit gemacht, der nächste Austausch wird in 2019 angeboten. Diesmal wären wieder die deutschen Jugendlichen dran, nach Rumänien aufzubrechen.
Text und Bilder:
Árpád Csabay, Pastor
Bild zur Meldung: Besuch einer Jugendgruppe aus Rumänien in Mecklenburg
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