Die Kirche im Dorf lassen? Ein Aufruf zur Sichtbarmachung und Bewahrung unserer Ortsgeschichte
Sülstorf. Zum sommerlichen Konzert in der Sülstorfer Johanniterkirche berichtete ich schon im GBL 07/2023, Seite 15. Zu diesem Abend gibt es noch folgendes „Nachspiel“: Der Bauhistoriker und Bauforscher Dr. Tilo Schöfbeck beschäftigt sich schon jahrelang mit unseren mecklenburgischen Dorfkirchen. An diesem Abend gab er für die Gäste des Konzertes einen gratis Vortrag zu den äußeren Sehenswürdigkeiten unserer Johanniterkirche. An einem Ort auf der Nordseite staunten wir nicht schlecht, als er uns auf die Reste einer Bemalung in einem gotischen Spitzbogen hinwies. Das war der früher benutzte Haupteingang der Kirche auf der Nordseite. Heute zugemauert, verputzt und mit der Grabplatte des Sülstorfer Pastors Carl Ludwig Paschen (Dienstzeit 1750 - 1766) zugestellt. Unter dem verputzten Spitzbogen wies uns Herr Schöfbeck auf die Reste eines aufgemalten Andreaskreuzes hin und darunter die Schrift „Anno 1…“. Er war der Ansicht, noch wären diese Farbreste auf dem stark verwitterten Putz von einem Restaurator wieder herzustellen. Auf einer Fläche von ca. 0,6 m2 könnten wir ein Stück Sülstorfer Ortsgeschichte sichtbar machen und bewahren. Warum das so wichtig ist? Nun, als Ortschronist ist mir bekannt, das Alter unserer Johanniterkirche können wir nur schätzen. Der heutige Backsteinbau entstand vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts. Auf den Resten eines Vorgängerbaus aus Holz. Wie gesagt vermutlich. Nun wissen wir aber, daß die Johanniter im Außenbereich um ihre sakralen Bauten verschiedene Feste feierten. Ostern die Auferstehungsprozession, oder auch Kirchweihfeste zum Johannisfest Mitte Juni. Anlässlich solcher jahreszeitlichen Höhepunkte wurden die Kirchen geschmückt. Auch mit Malerei, wie z.B. dem Andreaskreuz (Gedenktag des Jüngers Andreas ist der 30.11.).
Jetzt der Gedanke: Wäre es nicht lohnenswert, dieses Kleinod zu restaurieren und damit eine vielleicht für die Ortschronik wichtige Jahreszahl wieder sichtbar zu machen, und zwar alle 4 Zahlen? Kann die Begeisterung unserer Einwohner helfen, das finanziell zu „stemmen“? Natürlich können wir uns jetzt über die Finanzierung streiten, denn die Kirche ist kein Gemeineigentum, sondern Eigentümer. Doch das sollte nicht primär unser Handeln verhindern.
Ich meine, wertvoller ist in diesem Fall schnelles, gemeinsames Handeln einer großen Interessengemeinschaft. Denn die zu erwartenden Kosten sind übersichtlich. Nach Schätzung Herrn Schöfbecks sollte hierfür ein „kleiner bis mittlerer vierstelliger Bereich“ ausreichen, um das Geheimnis zur Entstehungszeit zu lüften. Sind SIE auch neugierig geworden? Können wir nicht einmal all unsere Vorurteile über Bord werden und für unser Dorf gemeinsam dieses Projekt auf den Weg bringen? Egal welche Befindlichkeiten wir haben? Einfach für uns, für unsere Heimat und den Ort, in dem wir wohnen?
Deshalb hier der Aufruf an alle Interessenten: Unterstützen Sie diese Aktion mit ihrer Spende. Heimat, sind wir. Eine Initiative engagierter Einwohner gemeinsam mit der Ev.-Luth. Emmaus-Kirchengemeinde Schwerin-Land.
Beginn der Spendenaktion: Ab 2. Dezember 2023, zum 9. Sülstorfer Adventsmarkt.
Spendenkonto:
IBAN: DE38 5206 0410 4805 0502 00
Verwendungszweck: SÃœLSTORF-KIRCHENPORTAL
Ãœber die weiteren Schritte zu dieser Aktion werden wir sie im Gemeindeblatt informieren, versprochen!
Matthias Brandt
Sülstorf, den 30.09.2023
Bild zur Meldung: Für ungeübte Augen kaum noch sichtbar: mittig oben das Andreaskreuz und darunter die Schriftfragmente Foto: M-Brandt