Nachhal(l)tigkeit des Sülstorfer Musikabends
Sülstorf. Musik ist in der Sülstorfer Johanniterkirche etwas Besonderes. Selten durchfluten Töne den Raum. Genau das ist der Grund, warum ich ihnen so gern über diesen Moment an diesem lauen Sommerabend des 22. Juni einen nachträglichen Eindruck vermitteln möchte. Gut besucht füllte sich Bankreihe für Bankreihe mit musikalisch interessierten Einwohnern. Man kann sie mit Gourmets vergleichen, die weite Wege auf sich nehmen, um die klingenden „Trüffel“ aufzuspüren. So gesehen war dieser Abend ein doppelter Genuss. Das feinfühlig zusammengestellte Programm des Quintetts „The Consonants“ führte uns in die Zeit zurück, als die Reformation sich mehr und mehr durchsetzte. Ist es nicht das, was in den Medien immer als „unsere abendländische Lebensart“ verkündet und doch so oft im Alltag nicht gelebt wird? So gesehen versprach diese sommerliche Abendmusik etwas Verbindendes. Zwischen Menschen der verschiedensten Anschauungen. Über Dinge der aktuellen Zeit nachzudenken, mit Kompositionen aus vergangener Zeit. Das erste Lied erklang vom deutschen Komponisten Melchior Franck (1579 - 1639). „Da Pacem Domine“ - Gib Frieden, oh Herr! Was ihn dazu bewegte, war der seit 1618 tobende verheerende Krieg, der mit Kriegsende 1648 uns heute als 30-jähriger Krieg bekannt ist. Den Friedensschluss erlebte Melchior Franck damals nicht mehr. Überhaupt, sind über ihn sehr wenig gesicherte Lebensdaten bekannt. Das dritte Stück im ersten Block ist vom „Altmeister“ barocker Musik, Heinrich Schütz (1585-1672). Gleichfalls ein bedeutender deutscher Komponist, der in der Zeit des langen Krieges viele Musikstücke mit der Schreibfeder aufs Notenpapier brachte. Geistliche und Weltliche, zu den verschiedensten Anlässen. Im Psalm 150 geht es darum, daß jegliche Kreatur den Herrn loben soll. Nicht nur Gläubige, sondern alle Lebewesen werden zeitgenössisch als „Kreaturen“ bezeichnet. Letztlich beruht darauf der humanitäre Gedanke unserer Zeit. Gegenseitige Achtung. Gestern wie heute! Schon sind wir wieder im hier und jetzt. Nun folgt ein Orgelsolo. Endlich kann unsere Schuke Orgel zeigen, was in ihren Pfeifen steckt. Das Instrument wurde nach dem Kirchenbrand 1979 und dem anschließenden Wiederaufbau unserer Johanniterkirche von der Kirchengemeinde Sülstorf in Auftrag gegeben. Damals war die Orgelbaufirma Schuke schon verstaatlicht und hieß „VEB Potsdamer Schuke-Orgelbau“. Auch damals ermöglichten ausschließlich Spendengelder, dieses Instrument anzuschaffen. Und nun, zu unserem Sommerkonzert, entlockt Herr Stefan Steinat den Tasten und Pedalen musikalische Leckerbissen. Das Erste Stück von einem anonymen Künstler aus dem Husumer Orgelbuch von 1758. In vier verschiedenen Tempi, die schon wieder „Gänsehaut Feeling“ erzeugen. In vorausgegangenen Gesprächen musste ich feststellen, dass die Meinungen über unser angeblich „wimmerndes Orgelchen“ eher negativ herüberkamen. Die Brillanz an diesem Abend zeigte eindrucksvoll, der Erfolg hängt auch maßgeblich am Organisten, der das „Orgeln“ versteht. Das Programm ist so vielgestaltig, daß Gastgeber und Gäste gemeinsam mit der Orgel musizierten. Unser sangesfreudiges Publikum sorgte für vollen Klang im Raum. Nichts ist schöner, als selbst mitmachen zu dürfen! Natürlich halte ich jetzt inne, denn diese wunderschöne Atmosphäre muss man selbst erlebt haben. Zum Programmende überzeugte der Applaus. Über die Musik emotional mit den Künstlern auf gleicher Wellenlänge verbunden, nahmen viele das Angebot zur anschließenden Plauderrunde mit frischem Brot und einem kühlen Glas Wein gern an. Das und noch einen weiteren Höhepunkt kündigte das Plakat schon rechtzeitig an. Es war der spannende Moment des Rundgangs mit dem Bauforscher Dr. Tilo Schöfbeck im Außen- und Innenbereich der Kirche. Auch wenn die Flammen wertvolles unseren Augen für immer raubten, sind wir zuversichtlich, noch Neuigkeiten herauszufinden. Ja, es ist die Spendenaktion zur Restaurierung des gotischen Bogens, die dabei helfen soll, Unsichtbares sichtbar zu machen. Jetzt nimmt die Sache Fahrt auf. Wird der gotische Bogen restauriert sein, hoffen wir auf die Sichtbarkeit, der noch verborgenen Jahreszahl und der Bemalung. An diesem Abend kamen 230,20 € zusammen! Wow, herzlichen Dank. Somit rutschte der aktuelle Kontostand auf 984,98 €. Wie versprochen, informieren wir sie regelmäßig.
Kommen sie gut durch den Sommer, es gibt zahlreiche Angebote in nah und fern.
Matthias Brandt, 27.06.2024
Bild zur Meldung: Bild Tilo Schöfbeck, The Consonants nach dem Konzert, v. li.: Matthias Proske, Sabine Schöfbeck, Stefan Steinat, Heike Mothes-Mesewinkel, Joachim Rosenbaum