Gedenkstätte Sülstorf
Die Geschichte der Gedenkstätte Sülstorf
Vom KZ-Helmstedt-Beendorf begann am 9. April 1945 die Deportation der Häftlinge durch die SS. Die tagelange Irrfahrt führte von Beendorf über Marienborn, Magdeburg, Stendal, Wittenberge und Ludwigslust nach Sülstorf. In vermutlich 60 Waggons wurden 4350 Frauen und Männer zusammengepfercht. Während des gesamten Transportes gab es kaum Nahrung oder Wasser. Einen tragischen Höhepunkt bildete der dreitägige Aufenthalt des Zuges auf einem Abstellgleis des Bahnhofes von Sülstorf. Den Aussagen des Lagerführers, SS-Obersturmführer Gerhard Poppenhagen, zufolge, hielt der Zug nicht in Wöbbelin, sondern fuhr nach Sülstorf weiter, da eine große Zahl anderer Züge mit Häftlingen die Strecke um das Lager Wöbbelin herum verstopfte. Daher stand der Transport vom 13. bis 15. April 1945 auf dem Bahnhof in Sülstorf. Die meisten Häftlinge waren so erschöpft, dass sie die Waggons kaum aus eigener Kraft verlassen konnten. Sie erhielten in Sülstorf zum ersten Mal Nahrung, allerdings viel zu wenig. Es gab ungekochte Nudeln mit Zucker und Kartoffeln. Diese mussten auf Befehl der SS durch die Sülstorfer Bevölkerung gekocht und zum Bahnhof gebracht werden. Aber auch die Kartoffeln reichten nicht für alle. Es gab auf dem Bahnhof nur eine kleine Wasserpumpe für die vielen Häftlinge. Infolge der drangvollen Enge, der mangelnden Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln sowie des brutalen Vorgehens der Bewacher kamen während des Aufenthaltes des Zuges in Sülstorf mehr als 300 Menschen ums Leben.
Nach dem Krieg gab es Befragungen zu diesen Ereignissen und es gab Zeitzeugen, die hierzu berichteten. Man öffnete die Massengräber an der Bahnstation und es wurden insgesamt 53 weibliche Leichen geborgen. Die menschlichen Überreste wurden in der Nähe in Einzelgräbern beigesetzt. Es entstand die KZ- Gedenkstätte Sülstorf. Hier finden regelmäßige Veranstaltungen zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und gegen das Vergessen statt. Nachforschungen in den späteren Jahren belegen, dass es noch weitere menschliche Überreste auf dem gesamten angrenzenden Bahnhofsgelände gibt. Im Jahre 2015 wurde die gesamte Gedenkstätte neu gestaltet und findet bei allen, die diese Anlage besuchen, Zustimmung. Unterstützung gab es von der Agp Lübesse, der Firma Otto Dörner, Niederlassung Holthusen, der Gemeinde Sülstorf, den Schülern vom Gymnasialen Schulzentrum in Stralendorf sowie den Schülern der Schule in Rastow.
Die Gemeinde Sülstorf ist Mitglied im Verein Mahn und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e.V.
Weitere Informationen zur Geschichte der KZ-Gedenkstätte in Sülstorf können Sie in der Mahn- und Gedenkstätte in Wöbbelin erfahren.
Die Gäste dieser Gedenkstätte sollen künftig auch in der Scheune in Sülstorf betreut und informiert werden. Dazu soll in der Scheune ein Kinoraum eingerichtet werden, in dem die filmische Dokumentation der Ereignisse von 1945 gezeigt werden kann ("Der Zug von Sülstorf", Regie: Wolfgang Ehlers) und andere Informationen der nationalsozialistischen Zeit, im Zusammenarbeit mit dem Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim.
Der Ausbau der Scheune hat einen wichtigen touristischen Aspekt und will sich an die derzeit geplante Ausweitung des Radwegnetzes des Landkreises anknüpfen. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim baut derzeit das Radwegenetz des Kreises aus.
Von der B106 bei Hasenhäge soll auch Sülstorf angeschlossen werden sowie ein zweiter Fahrradweg von Schwerin nach Dömitz soll Sülstorf durchqueren. Die ausgebaute Scheune soll hier künftig eine einfache aber inhaltlich wichtige Station bilden.
Das Projekt beinhaltet die Ertüchtigung der Scheune auf dem Sülstorfer Pfarrgelände und der Schaffung einer Freiterrasse vor der Scheune als Picknickzone.
Dabei wollen wir Teile eines ehemaligen Stalls wiederverwenden, der gegenwärtig als Ruine liegt und auf den Abriss wartet. Pfarrhaus und Kirche sind in gutem Zustand und bieten sowohl räumlich als auch personell die Gewähr dafür, dass die Scheune zur trockenen Jahreszeit im oben dargestellten Sinn betrieben werden kann.
Sülstorf ist der Pfarrsitz der Kirchgemeinde. Der inhaltliche und organisatorische Betrieb der Veranstaltungsscheune Sülstorf soll von der Kirchengemeinde in Partnerschaft mit der kommunalen Gemeinde sowie mit dem Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim gesichert und getragen werden.
Aktuelle Meldungen
Präsentation der Broschüre '' Der KZ-Zug von Sülstorf ''
(17.11.2018)Die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, der Verein Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e.V. und Politische Memoriale e.V. Mecklenburg- Vorpommern luden am 17. November zur Präsentation der Broschüre
''Der KZ - Zug von Sülstorf. Zur Geschichte der Gedenkstätte'' ein.
An der Gedenkstätte und dem Ehrenfriedhof beim Bahnhof Sülstorf fand um 10:30 Uhr ein gemeinnsames Gedenken statt. Unser Pastor, Herr Csabay begrüßte alle Anwesenden mit dem Satz, der als Inschrift über der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem steht, ''Verdrängen hält die Erlösung auf, Sich-Erinnern bringt sie näher''. Nach der Andacht wurden Auszüge aus der Sprechmotette ''Es brennt, es brennt! Und keiner löscht!'' von Wolfgang Kahler vorgetragen und Kränze niedergelegt.
In der Pfarrscheune begrüßte Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung MecklenburgVorpommern, Martin Klähn, Vertreter der Vereine Politische Memoriale e. V. und Ramona Ramsenthaler der Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. alle Interessierten.
Neue Forschungsergebnisse stellte Dr. Björn Kooger, Historiker aus Wolfen vor und somit auch die neue Broschüre ''Der KZ - Zug von Sülstorf''. Die mitgebrachten Exemplare waren an diesem Tag sofort vergriffen.
Daniela Spiehs
Foto: Präsentation der Broschüre '' Der KZ-Zug von Sülstorf ''